Fentanyl & Nitazene

Abstract grunge art background texture with colorful paint splas in İstanbul, İstanbul, Turkey © Cavan Images

Opioide können in natürliche (Morphin, Codein), halbsynthetische (z. B. Heroin), synthetische (z. B. Fentanyl, Nitazene, Methadon..), sowie körpereigene Opioide (z. B. Endorphine) eingeteilt werden.

Fentanyl ist ein sehr starkes synthetisches Opioid und wird in der Medizin mittels Schmerzpflaster, als Tablette, Lutscher oder Nasenspray eingesetzt. Nicht pharmazeutisches Fentanyl (NPF) wird illegal hergestellt und findet so seinen Weg auf den Schwarzmarkt. Dort wird es zur Kostenmaximierung häufig  Heroin-Proben beigemengt (für die Konsument*innen unwissentlich), aber auch als Heroin-Ersatz verkauft.

Fentanyl ist in Amerika für die dritte Welle der Opioidkrise verantwortlich. Auch europaweit mehren sich die Drogennotfälle in Zusammenhang mit synthetischen Opioiden! Durch den Einbruch des Opium-Anbaus in Afghanistan könnten sie sich nun rascher in ganz Europa ausbreiten.

Fentanyl wird häufig als weißes oder bräunliches Pulver, unter Namen wie "Chinese Heroin" oder "strong heroin" oder "synthetisches Heroin" verkauft, oder aber unwissentlich in andere Substanzproben gemischt.

In Amerika wird Fentanyl teilweise zusätzlich mit Xylazin vermengt und unter dem Namen "Tranq" konsumiert.
Xylazin besitzt eine starke dämpfende, muskelrelaxierende und schmerzstillende Wirkung und wird in der Tiermedizin als Beruhigungsmittel eingesetzt. Für die Anwendung am Menschen wurde das Mittel nie zugelassen, da es eine Reihe von lebensbedrohlichen Nebenwirkungen auslösen kann. Durch die Reduzierung der Noradrenalin- und Dopamin-Ausschüttung im Gehirn kommt es zu einem starken Blutdruckabfall, einer Abflachung der Atmung und des Herzschlags.
Eine starke Verengung der Blutgefäße kann dazu führen, dass es nach dem Konsum zum Absterben ganzer Hautareale (Nekrosen) kommt, außerdem ist die Wundheilung eingeschränkt. 
Da Opioide zusätzlich eine dämpfende Wirkung auf den Körper haben, kommt es bei gleichzeitigem Konsum mit Xylazin zu lebensbedrohlichen Effekten!

Fentanyl-Pflaster gibt es in verschiedenen Stärken, die dafür gemacht wurden, um den Wirkstoff über mehrere (meist 3) Tage hinweg freizusetzen. Der Wirkstoff wird über die Haut aufgenommen und gelangt dadurch in die Blutbahn.

Der Wirkstoffgehalt wird in Mikrogramm angegeben (von 12 μg/h bis zu 150 μg/h – wobei 150 Mikrogramm 0,15 Milligramm pro Stunde entsprechen). Da die Angaben von Mikrogramm pro Stunde über drei Tage hinweg über die Haut aufgenommen werden, kommt es durch falsche Berechnungen der User*innen schnell zu lebensbedrohlichen Überdosierungen!!

Ein 100 Mikrogramm Fentanyl-Pflaster enthält insgesamt 23 Milligramm Fentanyl. Das entspricht laut deutscher Aidshilfe etwa 2400 Milligramm Morphin (oral) bzw. 800 Milligramm Morphin (iv) oder 400 Milligramm Methadon. Somit handelt es sich um absolut lebensbedrohliche Dosierungen! Die Mengenangabe (Beladungsmenge) variiert zusätzlich noch je nach verwendetem Klebstoff am Pflaster.

Die Schmerzpflaster werden häufig missbräuchlich verwendet, indem sie ausgekocht werden und der Wirkstoff injiziert wird.

Da der Wirkstoff am Pflaster nicht gleichmäßig verteilt ist, die Potenz von Fentanyl unterschätzt wird oder es Umrechnungsfehler gibt, kommt es dadurch vermehrt zu lebensbedrohlichen Überdosierungen mit Todesfolgen!

Außerdem können beim Auskochen neben dem opioiden Wirkstoff auch andere Stoffe gelöst und schließlich mitinjiziert werden (z. B. Silikonöle und Tenside). Werden gebrauchte Pflaster benutzt, können sich Hautpartikel, Haare, Keime und andere Verunreinigungen darauf befinden. Gründliches Auskochen und Filtern ist dabei besonders wichtig.

Weitere wichtige und ausführliche Infos zur Risikominimierung beim Konsum von Fentanyl gibt es HIER.

Nitazene sind synthetische Opioide aus der Gruppe der Benzimidazole (2-Benzylbenzimidazole) und zählen zu den Neuen Psychoaktiven Substanzen. Ursprünglich wurden sie als neue Opioid-Analgetika entwickelt, kamen jedoch aufgrund der hohen Überdosierungsgefahr nie auf den Markt. Sie werden am Schwarzmarkt auch als „synthetisches Heroin“ bezeichnet.

Wie andere Opioid-Analgetika aktivieren sie die μ-Opioidrezeptoren im Gehirn.
Sie lösen Euphorie, Entspannung, Schmerzlinderung und Beruhigung aus, doch Vorsicht:
Nitazene sind hoch potent, weshalb es bereits in minimalsten Dosierungen zu lebensbedrohlichen Atemdepressionen kommt!
Nitazene wirken um ein Vielfaches stärker als Morphium oder Heroin (zum Teil auch stärker als Fentanyl) – es kann darum keine risikoarme Dosierung vorgenommen werden.

Isotonitazen, Protonitazen, Butonitazen, Metonitazen und Etazen sind einige Vertreter dieser Neuen Psychoaktiven Substanzen, die bisher kaum erforscht, jedoch beim Konsum höchstes Überdosierungsrisiko mit sich bringen.
Nitazene sind in den letzten Monaten in Europa bereits in verschiedenster Form (braunes oder weißes aber auch gelbes Pulver, bunte Pillen aber auch deklariert als Heroin, oder völlig undeklariert) aufgetaucht!

Carfentanyl weist eine strukturelle Ähnlichkeit mit Fentanyl auf, ist jedoch 100 x stärker als dieses. Es ist bereits im Nanogrammbereich wirksam und somit nicht risikoarm dosierbar.

Beim Konsum von Carfentanyl besteht ABSOLUTE Lebensgefahr!


Fentanyl wirkt schmerzlindernd (analgetisch) und beruhigend (sedierend) und ist etwa um das 100-fache potenter als Morphin, bzw. 50 Mal stärker als Heroin. Da es sich rasch im Körperfett löst, tritt die Wirkung schneller ein. Die euphorische Komponente sei laut User*innen schwächer ausgeprägt, als bei anderen Opioiden. 
Fentanyl wirkt bereits in der kleinsten Dosis und kann darum (außerhalb des medizinischen Einsatzes) kaum adäquat und risikoarm dosiert werden! Bereits eine kleine Menge reicht aus, um eine lebensbedrohliche Atemlähmung hervorzurufen: Für opioid-naive Personen kann bereits eine Menge von 2 mg zur Überdosierung führen!

Wie bei allen Opioiden besteht die Gefahr einer Atemdepression bei Überdosierung sowie einer starken Toleranzentwicklung und einem hohen Abhängigkeitspotenzial. Nach Absetzen der Substanz kommt es zu Entzugssymptomen. Diese sind vor allem Schweißausbrüche, Schüttelfrost/Kälte, ein Rinnen der Augen und Nase, Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Gereiztheit, Schwäche, depressive Zustände, schmerzhafte Krämpfe, Schlaflosigkeit. Seltener auch Halluzinationen, psychotische Phasen und Krampfanfälle. Begleitet werden können diese zusätzlich von extremen Angstzuständen und Panikattacken. Opioide sollten deshalb stets langsam und unter ärztlicher Begleitung reduziert werden!

  • Konsumiere Pulver unbekannter Quellen nicht alleine.
  • Lass die Substanz vorab beim Drug Checking testen.
  • Entscheide dich für eine risikoärmere Konsumform, wenn du die Wirkung der Substanz auf deinen Körper noch nicht kennst.
  • Nach Abstinenzphasen muss unbedingt nochmal niedriger dosiert werden – die gewohnten Dosierungen von vor der Abstinenz können lebensbedrohlich enden!
  • Verlass dich nicht auf Dosisangaben von anderen – Gewöhnung und Toleranzentwicklung sind von Person zu Person höchst unterschiedlich.
  • Lege längere Konsumpausen ein, um einer Abhängigkeit entgegenzuwirken.
  • Vermeide vor allem bei Opioiden Mischkonsum mit anderen Downern, diese können die Gefahr der Atemdepression noch zusätzlich verstärken.
  • Lass dir Naloxon verschreiben (die Kosten werden bei „Opioidgewöhnung“ mittlerweile von der Krankenkasse übernommen) oder hol dir ein kostenloses Naloxon-Kit im Caritas Kontaktladen.
  • Besorge dir Fentanyl– und Nitazen-Teststreifen.
  • Teste immer nur eine minimale Dosis von neu gekauften Pulvern an!

Du hast den Verdacht, dass sich synthetische Opioide in deiner Substanz befinden?
Bitte melde dich umgehend bei uns!
Wir behandeln alle Meldungen und Anfragen absolut anonym!
Wirf gebrauchte Konsumutensilien (Löffel, Spritzen, Folie) nicht weg, wenn es den Verdacht auf synthetische Opioide gibt - wir können auch diese in unserem Labor auf Rückstände testen!