Benzodiazepine

Gewacalm®, Praxiten®, Xanor©, Temesta©, Rivotril®, Valium®, Rohypnol®, Som­nubene®… sind Beruhigungsmittel (Tranquilizer), Schlafmittel (Hypnotika) und Angstlöser (Anxiolytika).

Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente und gehören zur Gruppe der Sedativa. Sie sind für Kurzzeitanwendungen oder in der Notfallmedizin zugelassen.

Eingesetzt werden Benzos vor allem gegen Angstzustände, Panik, Phobien, Schlafstörungen, Narkose, Muskelverspannungen, Spastik, Epilepsie, andere Krämpfe, vor Operationen / zur Kurzzeitnarkose, aber auch bei Alkoholentgiftungen, akuten Psychosen mit Übererregbarkeit und Aggression.

 

Je nach Wirkstoff haben Benzodiazepine eine verschiedene Anflutungs- und Halbwertszeit.

Man unterscheidet folgende Wirkstoffe:

Alprazolam, Bromazepam, Chlordiazepoxid, Clobazam, Clonazepam, Diazepam, Flunitrazepam, Lorazepam, Lormetazepam, Nitrazepam, Oxazepam, Triazolam, und benzoähnliche Wirkstoffe wie Zolpidem und Zopiclon.

Die Halbwertszeit (Zeitspanne, in der die Hälfte des Wirkstoffes abgebaut oder ausgeschieden wurde) beträgt zwischen 5 – 10 (Alprazolam)  und 20 – 100 Stunden (Diazepam).

Je nachdem welche Benzodiazepinrezeptoren an den GABA-Rezeptoren beeinflusst werden (Alpha-I, -II, -III, -IV, -V) werden unterschiedliche therapeutische Wirkungen ausgelöst.

Die Substanzen bewirken eine Verstärkung auf die GABA-Rezeptoren (Gammaaminobuttersäure), welche wiederum die Aktivität anderer Neuronen im zentralen Nervensystem verringern oder komplett unterbrechen. Somit stellt sich eine beruhigende, schlaffördernde und angstlösende Wirkung ein.

Benzodiazepine sind im Urin 3 bis 7 Tage nachweisbar. Bei längerer Einnahme kann die Nachweisbarkeit hingegen zwischen 4 bis 6 Wochen betragen.

Benzodiazepine sind am Schwarzmarkt auch als Research Chemicals / Neue Psychoaktive Substanzen erhältlich (Metizolam, Flualprazolam, Fonazepam, Norflurazepam, Pyrazolam, Diclazepam, Etizolam, Flubromazolam, Clonazolam). Da es sich dabei um weitestgehend unerforschte Substanzen handelt, können dabei kaum Aussagen über Wirkungsdauer, Risiken und Nebenwirkungen gemacht werden.

 

In hohen Dosen bewirken Benzodiazepine vor allem eine starke Sedierung bis hin zum Koma, Blutdruckabfall, Störung der Bewegungskoordination, Konzentrationsminderung, ein eingeschränktes Reaktionsvermögen, Schwindel und Amnesie.

Die Amnesie wird mit dem Blackout unter Alkoholeinfluss verglichen. Viele Konsument*innen begehen in dieser Phase Fehlhandlungen, an die sie sich anschließend nicht mehr erinnern können.

Achtung: Je länger und höher dosiert Benzodiazepine eingenommen werden, desto eher steigt das Abhängigkeitspotenzial!

Eine Überdosierung von Benzodiazepinen (vor allem bei Mischkonsum mit Alkohol und Opiaten) kann tödlich enden.

Erste Anzeichen der Abhängigkeit können sein: Gleichgültigkeit, Interessensverarmung, Realitätsflucht, Benommenheit, Antriebsverlust/Antriebslosigkeit, kritiklose Euphorie, aber auch Verstimmung oder Aggression. Eine starke Tagesmüdigkeit, Gangstörung, Koordinationsstörungen, Appetitlosigkeit, Verwahrlosungszeichen und Fehlhandlungen während den Blackouts sind ebenfalls Zeichen einer Benzodiazepinabhängigkeit.

Benzos sollten nur kurzzeitig eingenommen werden, da sie nach längerem Konsum eine paradoxe Wirkung (die gegenteilige Wirkung) aufweisen können und beim Absetzen starke Entzugssyndrome auslösen.

Die Entzugssymptome können auch bereits bei der längeren Einnahme niedrigerer Dosen auftreten. Diese beginnen meistens zwischen 2 und 5 Tagen nach der letzten Einnahme und treten oft auch noch Wochen nach der eigentlichen Entgiftung in Phasen (prolongierte Entzugssymptome) auf.

Symptome des Benzo-Entzuges sind vor allem Angst, Aggression, Psychosen, epileptische Anfälle, Wahrnehmungsveränderungen, Schlafstörungen, Tremor, Kopfschmerzen, Brechreiz/Übelkeit, Schwitzen, verschwommenes Sehen, massiver Gewichtsverlust, aber auch starke Überempfindlichkeit auf Reize.

Einige dieser Symptome können auch nach dem Absetzen noch bis zu 15 Monate andauern.

Ein Benzodiazepin-Entzug wird daher ausschließlich unter ärztlicher Begleitung (langsame Reduktion) oder im stationären Setting empfohlen!

Nimm Benzodiazepine ausschließlich ärztlich verordnet und für einen möglichst kurzen Zeitraum ein!

VERMEIDE MISCHKONSUM:

Mit anderen „Downern“ (Alkohol, Opiaten usw.) verstärkt sich die Wirkung und es besteht  die Gefahr einer Atemlähmung!

Mit Stimulanzien („Schnellem“) – führt zu einer Wechsel­wirkung und somit zu starken körperlichen Belastungen!

Vom intravenösen Konsum von Benzodiazepinen ist unbedingt abzuraten, da Benzodiazepine die Gefäßwände schädigen. Außerdem führen Tabletten-Hilfsstoffe zu
einem deutlich erhöhten Thromboserisiko und damit zur Gefahr von Gefäßverschlüssen. Gliedmaßen können absterben, was im schlimmsten Fall Amputationen zur Folge hat!
Lass die Tablette langsam im Mund zergehen. Die Aufnahme des Wirkstoffes in den Blutkreislauf erfolgt über die Mundschleimhaut.

Auch wenn das Benzodiazepin langsam anflutet, vermeide es mehrere einzunehmen. Es besteht das Risiko einer Überdosierung auch wenn man mehrere Tabletten nacheinander eingenommen werden.

Langwirksame Benzodiazepine lösen prinzipiell weniger Entzugssymptome als kurzwirksame Medikamente aus. Bei einer Abhängigkeit niedriger Dosen ist der Entzug eher ambulant möglich. Bei hohen Dosen sollte das Absetzen unbedingt stationär erfolgen.

Das Ausschleichen sollte unter sehr langsamer Dosisreduktion in ärztlicher Begleitung über zumindest 1 bis 3 Monate stattfinden!

Rechtliche Einordnung:
Auch wenn Benzodiazepine verschreibungspflichtige Medikamente sind, fallen sie als psychotrope Stoffe unter das Suchtmittelgesetz, wobei allerdings der Erwerb, Besitz, die Beförderung, Einfuhr oder Ausfuhr zum persönlichen Gebrauch nicht strafbar ist (Checkit Wien).