Schnüffelstoffe

("Poppers", Lachgas, Kleber etc.)

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Schnüffeln oder Sniefen ist die tiefe Inhalation von flüchtigen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen. Diese gelangen über die Lunge in kürzeste Zeit das Gehirn und das zentrale Nervensystem und erzeugen so eine berauschende Wirkung.

Schnüffelstoffe sind in unzähligen Produkten enthalten, die im freien Handel verkäuflich und somit legal und leicht verfügbar sind. Viele davon sind einfache Haushalts- und Kosmetikprodukte wie Deos, Feuerzeugbenzin, Haarspray, Klebestoffe, Nagellackentferner, usw. Auch medizinische Narkosemittel wie Lachgas, Chloroform, Äther oder bestimmte Arzneimittel, die umgangssprachlich Poppers genannt, werden zu den Schnüffelstoffen gezählt.

Oft werden die Schnüffelstoffe direkt aus den Originalbehältnissen inhaliert. 
Achtung: Das Inhalieren von Lachgas direkt aus Originalbehältern ist mit erheblichen Risiken verbunden. Durch den extrem kalten Austritt des Gases kann es zu schweren Kälteverletzungen an Lippen, Mund, Rachen oder Lunge kommen. Zudem besteht Erstickungsgefahr, da Lachgas den Sauerstoff in der Atemluft verdrängt, was zu Bewusstlosigkeit oder sogar Atemstillstand führen kann. Der hohe Druck beim direkten Einatmen kann außerdem Lungen- oder Gewebeschäden verursachen. Hinzu kommen akute Unfallrisiken durch Schwindel und Kontrollverlust.
Vor allem Lachgas wird daher in einen Ballon gefüllt und über diesen inhaliert. Andere Schnüffelstoffe werden auch auf Tücher geträufelt oder in Plastiktüten gegeben und vor die Nase gehalten werden. 

Poppers können im Urin bis zu 12 Stunden nachgewiesen werden.

Die Wirkung setzt unmittelbar ein und hält je nach Stoff von einer bis zu 30 Minuten an. Oft entsteht ein starker Drang zum Nachlegen (Craving).

Zu Beginn wirken Schnüffelstoff eher betäubend bevor eine euphorisierende und enthemmende Wirkung hinzukommt. Es kann auch zu Halluzinationen kommen.

Benommenheit und eine rauschähnliche Wirkung sind die Folge des Konsums.

(Kurzfristige) Nebenwirkungen:
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Unruhe
  • Nasenbluten
  • Hörminderung
  • Koordinationsstörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Bewusstlosigkeit
  • Erstickungsgefahr
  • Erfrierungsgefahr (Gasflaschen)
Bei regelmäßigem Konsum können auftreten:
  • Schleimhautverletzungen
  • Lungenschäden
  • Karzinome
  • Herz-Kreislauf-Versagen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Veränderungen im Nervensystem
  • Organ- und Hirnschäden

Im schlimmsten Fall es nach dem Konsum von Schnüffelstoffen zum plötzlichen Herztod (Sudden Sniffing Death Syndrome – SSDS) kommen. 
Durch das Einatmen der flüchtigen Substanz kommt es zu Herzrasen, Sauerstoffmangel oder einer enormen Kohlenstoffdioxid-Belastung im Blut. Der plötzliche Reiz des Körpers führt zu einer abrupten Adrenalin-Freisetzung im Gehirn. Dies wiederum kann in wenigen Minuten zum Herztod führen.

Auch wenn es sich bei vielen Schnüffelstoffen um legal erhältliche Substanzen handelt, sind diese keinesfalls harmlos.
Beim häufigen Gebrauch gibt es eine Toleranzentwicklung – eine höhere Dosierung für die gleiche Wirkung wird notwendig.

Lachgas und Vitamin B12:
Ein ernstzunehmendes Risiko von Lachgas-Konsum wirkt sich auf den Vitamin-B12-Stoffwechsel aus. Das Gas inaktiviert Vitamin B12, welches unter anderem für die Blutbildung und das Nervensystem notwendig ist. Ein Vitamin-B12-Mangel kann dadurch entstehen, obwohl die klassischen Blutwerte (z. B. Gesamt-B12 im Serum) zunächst unauffällig bleiben. Das liegt daran, dass diese Tests nicht zwischen aktiven und inaktiven Formen unterscheiden und die körpereigenen Speicher in Leber und Gewebe zunächst ausreichen, um den Bedarf eine Zeit lang zu decken. So kann ein funktioneller Mangel vorliegen, ohne dass er im normalen Blutbild sofort auffällt.

Typische Folgen eines solchen Mangels betreffen vor allem das Nervensystem: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche, Gangstörungen und Konzentrationsprobleme können auftreten, aber auch schwere Folgen von Blutarmut (Anämie). Auch psychische Symptome wie Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen sind möglich. Wird der Mangel nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann es zu bleibenden neurologischen Schäden kommen.

Zur besseren Diagnostik eines funktionellen B12-Mangels sind spezifischere Laborparameter notwendig (Holotranscobalamin, Methylmalonsäure (MMA) und Homocystein). Diese Marker reagieren empfindlicher auf einen tatsächlichen Mangel im Zellstoffwechsel. Besonders bei wiederholtem oder regelmäßigem Konsum von Lachgas ist deshalb eine engmaschige ärztliche Überwachung sinnvoll, um irreversible Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Drogenkonsum erfolgt nie ohne Risiko. Körperliche Schädigungen und psychische Probleme sind vor allem bei dauerhaftem Substanzgebrauch sehr wahrscheinlich!

Wenn du Schnüffelstoffe trotz aller gesundheitlicher Risiken konsumierst, solltest du folgende Punkte beachten:

  • Dosiere niedrig und vermeide Nachlegen. Konsumiere nicht alleine!
  • Vermeide Mischkonsum, vor allem mit Alkohol!
  • Inhaliere keinesfalls direkt aus Kapseln oder Gasflaschen. Erfrierungsgefahr!
  • Inhaliere im Sitzen oder im Liegen, um Stürze und Verletzungen zu Vermeiden
  • Achte während der Inhalation auf ausreichend Sauerstoffzufuhr
  • Inhaliere nie mit einem über den Kopf gestülpten Plastiksack. Erstickungsgefahr!
  • Mache regelmäßig längere Konsumpausen, um einer Toleranzentwicklung und einer Abhängigkeit vorzubeugen.