Nikotin
Nikotin zählt zu den Stimulanzien und kommt auf natürliche Weise in der Tabakpflanze vor, die zur Herstellung von Tabak seit vielen Jahrhunderten gezüchtet wird.
Konsumform
Die häufigste Art, Nikotin zu konsumieren ist das Rauchen von Tabak in Form von Zigaretten, Wasserpfeifen- (Shisha-) Tabak, oder Pfeifentabak. Außerdem gibt es Produkte wie Schnupftabak, Kautabak oder Snus, bei denen der Wirkstoff direkt über Nasen- und Mundschleimhäute aufgenommen wird.
Nikotin führt zu einer generellen Aktivitätssteigerung und einer geringen Verbesserung kognitiver Funktionen wie der Aufmerksamkeit und der Merkfähigkeit. Bei höherer Dosierung kann es beruhigend und muskelentspannend wirken, außerdem dämpft es Hunger-, Wut und Angstgefühle.
Diese Effekte werden nur zu einem geringen Teil durch die eigentlichen Nikotineigenschaften ausgelöst, eine größere Rolle spielen (insbesondere bei chronischen Raucher*innen) Erwartung, Gewöhnungseffekte und psychische Abhängigkeit. Die Wirkung hält nur wenige Minuten an.
Nikotin wird als giftig und krebserregend eingestuft. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Nikotin zählen Kopfschmerzen, Schluckauf, Husten sowie Reizungen von Lunge-, Mund- und Rachenschleimhaut. Bei einer Überdosierung treten Symptome wie Übelkeit bis zu Erbrechen, Abfall des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie Magen- Darmbeschwerden auf. Nikotin ist bei Erwachsenen bei ca. 1mg pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Bei Kindern und Jugendlichen ist diese Dosis deutlich geringer.
Tabakrauch enthält neben Nikotin noch viele weitere Inhaltsstoffe, die beim Verbrennen freigesetzt werden. Sie werden beim Rauchen inhaliert und lagern sich in der Lunge ab. Viele dieser Stoffe sind nachweislich krankheitserregend und regelmäßiger Konsum kann schlimme Folgen haben. Das entstehende Kohlenmonoxid verringert die Sauerstoffmenge im Blut, da es den Sauerstoff verdrängt.
E-Zigaretten gibt es in verschiedenen Varianten und werden oft als Alternative zu herkömmlichen Tabakwaren verwendet. Dabei wird eine Flüssigkeit (= Liquid) erhitzt und der entstandene Dampf inhaliert. Diese Liquids gibt es mit oder ohne Nikotin und mit verschiedenen Aromastoffen. Es findet keine Verbrennung statt, wodurch insgesamt weniger Schadstoffe freigesetzt werden. Die Auswirkungen von regelmäßigem Konsum sind noch nicht ausreichend erforscht, wodurch die Gesundheitsgefährdung sich bisher nur schwer einschätzen lässt.
Bei Snus handelt es sich um lose Ware oder kleine Beutel mit zerriebenen Tabakblättern, denen verschiedene Hilfsstoffe, Feuchthaltemittel und Aromastoffe beigemischt werden. Sie werden zwischen die Mundschleimhaut und der Oberlippe platziert und dort ein paar Minuten oder mehrere Stunden gehalten. Über die Schleimhaut wird das Nikotin aufgenommen.
Nikotin gehört zu den Drogen mit dem höchsten Suchtpotenzial. Durch die verstärkte Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin aktiviert sich das Belohnungssystem im Hirn, was zu einer psychischen Abhängigkeit führt. Der Konsum ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, weshalb er in viele Bereiche des täglichen Lebens selbstverständlich integriert werden kann.
Nikotin macht nachweislich körperlich abhängig. Dazu reichen auch schon wenige Zigaretten oder wenige Tage mit geringem Konsum. Zu den Entzugserscheinungen zählen Depressionen, Angstgefühle, Unruhe, Schlaflosigkeit und Gewichtszunahme.
Das Aufhören fällt oft schwer, gerade weil es so selbstverständlich im Alltag integriert ist. Es gibt unterschiedliche Angebote wie Selbsthilfegruppen oder Ratgeber auf therapeutischer Basis. Es werden auch verschiedene Ersatzstoffe angeboten, z.B. Nikotinhaltige Kaugummis, Pflaster oder Sprays. Diese Produkte sind zum Teil frei erhältlich, sollten aber im Rahmen einer medizinischen Behandlung verwendet werden.
Personen mit Herz-, Kreislauf oder Lungenerkrankungen sollten kein Nikotin konsumieren und vor allem nicht rauchen. Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma können sich dadurch stark verschlimmern. Außerdem besteht die Gefahr von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Krebserkrankungen.
Die Einnahme von bestimmten Medikamenten, wie die Anti-Baby-Pille, in Kombination mit Tabakkonsum beeinträchtigt die Durchblutung und das Risiko einer Thrombose steigt stark an.
Schwangere und stillende Mütter sollten kein Nikotin konsumieren, da die Wirkstoffe in die Plazenta und in die Muttermilch gelangen und so auf das Kind übertragen werden. Rauchen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt, verringert die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und schädigt die Entwicklung des Kindes.
Langfristig erhöht starker Konsum von Tabak und Alkohol das Risiko von Krebserkrankungen. Das Risiko, an Tumoren in Kopf- und Halsbereich zu erkranken, steigt auf das 6 – 15 fache, das Risiko eines Speiseröhrenkrebses sogar auf das 44-fache.
Raucher*innen haben einen erhöhten Vitaminbedarf. Nach ärztlicher Absprache sollte vor allem Vitamin C eingenommen werden, das den Körper vor „freien Radikalen“ schützt. Dabei handelt es sich um Atomgruppen mit ein oder mehreren ungepaarten Elektronen, die Körperzellen durch eine Reaktion mit Sauerstoff schädigen können.
In ganz Österreich darf Nikotin erst ab 18 konsumiert werden. Im steirischen Jugendschutzgesetz ist im §18(2) festgehalten, dass „bis zum vollendeten 18. Lebensjahr der Erwerb, Besitz und Konsum von Tabak- und verwandten Erzeugnissen (…) verboten“ ist. §18(4) besagt, dass jede Form der Abgabe (z.B. verschenken, anbieten, verkaufen etc.) an Personen unter 18 Jahre ebenso verboten ist.